Psicobloc Montreal

Kein Sitzgurt, keine Schnallen, absolute Bewegungsfreiheit. Und totale Exposition. Solo auf bis zu 16,5 Meter Höhe über dem Wasser zu klettern erfordert eine gute Moral. In Kanada gibt es einen Wettkampf um die beste Moral.

Eine lächelnde rothaarige Kletterin im Bikini bereitet sich auf den Sprung zum nächsten Griff vor. Sie befindet sich in neun Metern Höhe, ungesichert. Mehrere hundert Zuschauer beobachten sie gespannt. Die Kletterin schwingt hin und her, und schon fliegt sie.

"Uuuuuuh!" johlt die mehrere hundert Zuschauer zählende Menge im Gleichklang. Danebengegriffen. Sie stürzt und rudert dabei wild mit den Armen, um sich während des Fluges aufzurichten und möglichst gerade auf die Wasseroberfläche zu treffen. Das gelingt ihr jedoch nicht so richtig. Sie steigt mit roten Flecken auf Bauch und Gesicht aus dem Pool. Willkommen beim zweiten Jahrgang des Kletterwettbewerbs Psicobloc Montreal. Rote Flecken auf den Körpern der Teilnehmer sind hier eine Frage des persönlichen Stolzes. Sie beweisen, dass man alles gegeben hat. Dass man entschlossen war, unkontrollierte Stürze von einer 16,5 Meter hohen Wand in den Pool zu riskieren.

Offizieller Wettbewerb

Die Regeln des Hauptwettbewerbs sind klar. An der Wand gibt es zwei identische Routen mit einem Schwierigkeitsgrad von ca. 6c+, die bis nach oben führen. Die Griffe sind relativ groß, liegen jedoch weit auseinander. Den Erbauern ging es offensichtlich darum, die Wettkämpfer zu einem dynamischeren Kletterstil und zu Sprüngen zu zwingen. Alle hier wollen eine ordentliche Show sehen. Geklettert wird im Zweikampf und es geht richtig „bergauf“ – der Wandüberhang beträgt 8,5 Meter. Wer am schnellsten oben ist, kommt weiter in die nächste Runde. 

Den Besten prägt sich die Kletterroute tief ins Gedächtnis ein. Sie klettern sie nämlich im Qualifying, im Halbfinale und im Finale, wo sie die Wand quasi hinaufrennen. Die schnellste Zeit waren respektable 18 Sekunden. Die diesjährigen Gewinner sind Timothy Kang und Michaela Tracy.

Das Baden am Ende des Psicobloc bleibt aber auch den Besten nicht erspart. Denn sobald Kletterer, die die Route souverän meistern, den Gipfel der Wand erreichen, beginnt das Publikum, lauthals "Jump! Jump! Jump!“ zu skandieren, um sie zum Sprung in den Pool aufzufordern. Und die meisten lassen sich überreden. Das ist Psico (bloc).

High Jump

Neben dem Hauptwettbewerb gibt es auch noch einen High-Jump-Wettbewerb. Und der ist wirklich high. Der Startgriff befindet sich nämlich neun Meter über dem Wasser. Teilnehmen kann jeder, der sich online vorregistriert hat. Das heißt, unkontrollierte Stürze erleben Kletterer aller Schwierigkeitsgrade. Die Atmosphäre des Wettbewerbs ist ansteckend.

Ocún in Amerika

Ocún ist Partner des Psicobloc. Dank dessen findet im Montrealer Aquapark Jean Drapau der erste echte Test von Kletterschuhen aus dem Böhmischen Paradies auf dem amerikanischen Kontinent statt. Interesse besteht an allen Modellen, die wir mitgebracht haben – Ozone, Oxi und Jett. Und die Reaktionen sind lobend. Alle Schuhe haben den Test an Land und im Wasser bestanden.

Die Begeisterung nach dem Wettbewerb hält an allen Fronten an. Die gute Nachricht ist, dass sich während des gesamten Wochenendes niemand ernsthaft verletzt hat.

FOTO: Foto: lemire photo, Mathieu Tranchida, sebfurtado