Tres Ponts: Das Tor zu Spanien

Wenn du das nächste Mal nach Margalef, Chullille oder El Chorro fährst, mach in dem Gebiet im nördlichsten Teil Spaniens Halt. Du wirst es nicht bereuen.

Der spanische Kalkstein ist das Winterquartier der Sportkletterer. Ein Fakt, der wohlbekannt ist. Von El Chorro, Siurana, Margalef oder Oliana hat jeder schon mal gehört, der jemals Kletterschuhe getragen hat. Mit Tres Ponts ist das anders. In einem kleinen Paket gibt es hier jedoch praktisch alles, was die berühmten spanischen Klettergebiete bieten, zu denen im Winter die Hälfte deiner Freunde von der Kletterwand aufbricht. Außerdem liegt Tres Ponts günstig auf dem Weg zu den anderen Gebieten. 

Du findest es in den Ausläufern der Pyrenäen im Canyon des Segre-Flusses. Der solide graue Kalkstein in Tres Ponts formt Leisten aller Größen, von den kleinsten, die einen kompromissloses Aufstellen der Finger fordern, bis zu bequemen Griffen für die ganze Hand. Neben Leisten stößt man hier auch auf Risse, Zapfen und das ein oder andere Loch. All das ist in einem ausgewogenen Verhältnis so am Felsen verteilt, dass Tres Ponts einfachere Routen mit Schwierigkeitsgrad 6 nach französischer Klassifikation, angenehm kletterbare Siebener-Routen sowie athletische 8a, 8b und so weiter anbieten kann.

Mit 80 Routen ist Tres Ponts ein zu kleines Gebiet für eine separate Klettertour. Wenn du jedoch mit dem Auto aus dem Norden nach Spanien kommst, lohnt es sich, das Fahren für eine Weile sein zu lassen und sich aktiv zu entspannen. Wenn du per Flieger anreist, ist ein Besuch in Tres Ponts empfehlenswert, um etwas Abwechslung zu bekommen, insbesondere wenn du nach Nordkatalonien oberhalb von Lleida unterwegs bist. Zum Beispiel aus dem sehr bekannten Oliana ist es hierher nur ein Katzensprung, um sich vom dortigen, hauptsächlich auf die Kletterelite ausgerichteten Angebot zu erholen. Dies wird besonders von Leuten geschätzt, denen Routen bis zu einem Schwierigkeitsgrad von 8b+ ausreichen und die am ehesten französische Siebener-Routen genießen.   

Empfohlene Routen

In Tres Ponts sind alle Arten von Griffen vertreten und du findest hier sowohl senkrechte als auch leicht geneigte Routen (am leichteren Ende des Schwierigkeitsspektrums) sowie kompromisslose, Kraft erfordernde Überhänge. Dank dessen kannst du dich hier warm klettern und auf den Rest der Tour vorbereiten, wo immer dich dein Herz und sportliche Ambitionen hintreiben.

Anthrax L1 6b – Empfohlene Aufwärmroute, eine der kürzeren Routen (20 m). Kletter auf der zweiten Länge mit Schwierigkeitsgrad 7c+ weiter.

Joc De Mans 6b + – Eine bezüglich der Schritte abwechslungsreiche Route, die sich durch orangefarbenen Fels mit verschiedenartigsten Griffen windet. An sie knüpft eine zweite Länge mit Schwierigkeitsgrad 8a an. 

Bueno Bueno 7a – Stilvolle, abwechslungsreiche Route. Unten befindet sich ein kräftezehrender Boulder mit kleinen Griffen. Oben kannst du dich an zwei verschiedenen Rissen versuchen.

Instint Salvatge 7b + – Ausdauertest. Schöne und sehr lange Route, die leicht überhängend zum Abseilpunkt in fünfunddreißig Metern Höhe führt.

Mandanga 7c – 30 Meter Kraft- und Ausdauer-Klettern. Hier ist es gut möglich, schon vom Sims am Einstig abzurutschen.

El Batec 8a + – Lange, überhängende und, angesichts der Reaktionen derer, die sie bezwungen haben, sehr schöne Route.

Du kannst eigentlich nichts falsch machen, egal für welche Route du dich entscheidest. Alle Routen in Tres Ponts sehen nämlich verlockend aus und sind anständig gesichert.  

Praktische Tipps für unterwegs

Wenn du aus dem Norden kommst, kauf in Seu d´Urgell für mehrere Tage ein. Es lohnt sich auch, einen kleinen Abstecher zum Tanken nach Andorra zu machen. Der Sprit ist dort im Vergleich zum Rest Europas deutlich günstiger. Offensichtlich ist das Interesse daran groß, denn die Andorra-Hauptstrecke ist von einer Tankstelle nach der anderen gesäumt.

Den ersten Adrenalinschub in deine Adern erhältst du beim Überqueren der belebten Straße, auf deren anderer Seite die Felsen liegen. Nach diesem moralischen Warm-up sind es nur noch zwei Minuten zu Fuß. Die Plätze unter den Felsen sind bequem, so dass man sich hier auch mit Kindern aufhalten kann. Das heißt, wenn sie gehorsam genug sind, sich nicht von ihren Eltern zu entfernen und die Böschung über dem Fluss Segre oder die erwähnte Straße zu erkunden.

Die Routen in Tres Ponts sind lang, einige messen zwanzig, viele sogar vierzig Meter. Deshalb sollte man 80 m Seil und 20 Expressen bei sich haben. Egal welche Route du kletterst, mach einen Knoten am freien Seilende und instruiere den Sichernden, besonders vorsichtig zu sein, wenn er dich herunterlässt. 

Im Februar 2020 erscheint ein neuer Leitfaden zum Klettern in Tres Ponts und Gebieten in der Umgebung, dessen Titel "Guia d'escalada esportiva de l'Alt Urgell" lautet und der über 1.700 Routen enthält. Der Autor ist der einheimische Kletterer Miquel Blanco. Tres Ponts ist auch ein Kapitel im Kletterführer "Lleida Climbs" von Pete O'Donovan und Dani Andrada gewidmet.

Das nächste Städtchen, in dem man campen und Wasser und Lebensmittel auffüllen kann, heißt Organyà. 

Klein aber fein

Tres Ponts ist kein großes Gebiet, aber ein Besuch – für ein, zwei oder mehr Tage – lohnt sich auf jeden Fall. Wenn du es weit nach Spanien hast, wirst du die strategische Lage des Gebiets zu schätzen wissen. Und wer weiß, vielleicht beginnst du ja, hier an einer schwierigen Route zu arbeiten und bleibst länger.