Interview mit Urška Repušič

Schon seit ihrer frühen Kindheit war es offensichtlich, dass sie eine geborene Klettererin war. Mit 18 Jahren vertritt Urška Repušič Slowenien bei Weltmeisterschaften. Wenn Sie wissen möchten, wie viel Zeit sie bereit ist, für das Training zu opfern oder woher sie ihre Motivation nimmt, lesen Sie weiter.

Wer ist Urška Repušič:

Mit sieben Jahren kletterte sie bereits auf alle Möbelstücke bei sich zu Hause. Also meldeten ihre Eltern sie zu einem Kletterkurs an. Dies veränderte ihr Leben. Jetzt ist sie fast 19 und Highschool-Schülerin, die ihre gesamte Freizeit dem Training widmet. Sie konzentriert sich auf Wettkämpfe. Letztes Jahr war sie Zweite beim Bouldern und Fünfte im Lead-Klettern bei der Jugendweltmeisterschaft. Bei der Weltmeisterschaft der Erwachsenen gelangte sie unter die ersten 20.

"Ich denke, dass Boulderwettbewerbe entspannter und gelassener sind als Wettkämpfe im Lead-Klettern."

Was gefällt Dir besser –  Bouldern oder Lead-Klettern?

Ich genieße wirklich beides. Was Indoor-Trainings und Wettkämpfe angeht, bevorzuge ich Bouldern, weil es mich jedes Mal vor aufregende und schwierige Herausforderungen stellt. Und ehrlich gesagt glaube ich, dass Boulderwettbewerbe entspannter und gelassener sind als Wettkämpfe im Lead-Klettern. Das gibt dem Bouldern ein paar zusätzliche Punkte. Aber beim Klettern im Freien würde ich wahrscheinlich eher Lead-Klettern als Bouldern wählen. Alles in allem liebe ich jede einzelne Disziplin und jeden Aspekt des Kletterns.

Was sind Deine Pläne und Ziele für die kommende Saison?

Ich möchte alles geben und bei jedem Wettbewerb, an dem ich teilnehme, meine beste Leistung zeigen.

Konzentrierst Du Dich eher auf Wettkämpfe, oder willst Du im Freien klettern?

Ich werde mich auf die Wettkampfsaison konzentrieren, aber ich werde auch versuchen, einige Zeit im Freien zu klettern.

Was reizt Dich so sehr an Wettbewerben? Ist es die Atmosphäre oder die Tatsache, dass die Rivalität Dich zu höheren Leistungen antreibt?

Es ist die Atmosphäre und mein Wunsch zu zeigen, wozu ich fähig bin. Rivalität hat sicher auch Einfluss auf mich, aber andere Wettkämpfer sind auch meine Freunde. Ich habe gelernt, alles zu geben und mich auch über den Erfolg anderer zu freuen.

Wettbewerbe sind wie neue Herausforderungen, und ich freue mich immer darauf. Wenn Wettbewerbe etwas darstellten, das mich in schlechte Stimmung versetzt, Nervosität oder Angst verursacht, würde ich nicht daran teilnehmen.

"Wenn man etwas für sich selbst tut – so wie ich beim Klettern – ist kein Opfer zu groß, und jede Niederlage verschmerzbar."

Woher bekommst Du Deine Motivation?

Interessante Frage... Sie ist einfach da.

Wenn man eine Aktivität findet, die man so sehr liebt, wie ich das Klettern, bringt sie einem Glück und Zufriedenheit. Sie wird zur Leidenschaft. Dann ist es nicht schwer, die Motivation dazu zu finden. Ich habe mich in den Trainingsprozess verliebt – er gibt meinem Leben einen Sinn und zeigt mir, wer ich bin und was mich glücklich macht. Wenn man etwas für sich selbst tut – so wie ich beim Klettern –  ist kein Opfer zu groß, und jede Niederlage verschmerzbar. Die Motivation lebt ständig in dir.

Wenn es keine Wettkämpfe und nur Klettern im Freien gäbe (oder wenn Du unendlich viel Zeit hättest und beides tun könntest), welche Gegenden würdest Du nächstes Jahr besuchen?

Wenn ich unendlich viel Zeit hätte, würde ich jeden Kletterstandort besuchen, den es gibt, haha. Das chinesische Yangshuo bietet verlockende Kletterrouten, auch würde ich Klassiker wie Spanien oder die USA besuchen. Das wäre toll!

Denkst Du dabei an Bigwalls, Multipitches oder andere Kletterdisziplinen? Vielleicht sogar später, wenn Du 40 oder im Ruhestand bist.

Jaaa! Mehr im Freien zu klettern, wäre die Nummer eins auf meiner Liste. Und Multipitches waren immer mein Wunsch. Es gibt noch so viele offene Ziele und Wünsche – das ist aufregend.


"Organisation ist der Schlüssel."

Du bist noch sehr jung, gehst auf die Highschool. Wie schaffst Du es, wie bringst Du alles unter einen Hut –  Schule, Klettern, Freunde, Freizeit?

Organisation ist der Schlüssel. Beides zu schaffen – Trainings und Schule – kann sehr anstrengend sein, aber es lohnt sich immer.

Hast Du neben dem Klettern noch Zeit für andere Hobbys? Oder für Studentenjobs?

Es hängt davon ab, wie viel Zeit man dem Klettern widmet. In meinem Fall sind andere Hobbys und Studentenjobs keine Option.


"Mein Studium wird wahrscheinlich dem Klettern untergeordnet sein."

Was sind Deine Pläne nach der Highschool? Bleibt das Klettern weiterhin Deine oberste Priorität, oder nimmt in Zukunft Karriere diesen Platz ein, und Du konzentrierst Dich mehr auf Dein Studium?

Ich werde eine Schule wählen, die es mir ermöglicht, so viel wie möglich zu trainieren. Mein Studium wird wahrscheinlich dem Klettern untergeordnet sein. Aber so sehr ich das Klettern und Wettkämpfe liebe, möchte ich auch eine gute Basis haben – Bildung.

Wo würdest Du gerne in 10 Jahren sein, wie würdest Du gerne leben?

Ganz egal, solange ich mit meinem Leben und den Menschen darin glücklich bin.

Wer ist Dein größter Unterstützer?

Mein Trainer, meine Familie und meine engsten Freunde.

Wie häufig trainierst Du, hast Du einen strikten Trainingsplan?

Ich trainiere ungefähr fünfmal pro Woche, aber ich habe keinen "strikten" Trainingsplan. Mein Trainer gibt mir einen Trainingsplan, daher ist mein Zeitplan sehr flexibel. Ich folge dem Plan, aber es spielt keine Rolle, wann ich trainiere. Ich muss einfach alles auf meiner Trainingsliste für den Tag abhaken. Normalerweise habe ich zwei Trainings pro Woche mit meinem Trainer. Ich versuche, so viel wie möglich mit ihm zu trainieren. Im Januar wird es besser, wenn nationale Trainings beginnen, sodass ich häufiger Gelegenheit habe, mit meinem Trainer zu trainieren.

Achtest Du wegen des Kletterns auf gesunde Ernährung, oder isst Du, worauf Du Appetit hast, auch wenn es nicht gesund ist?

Ich versuche, mich gesund zu ernähren, übertreibe es aber nicht mit der Einhaltung. Ich vertraue meinem Körper und meiner Intuition. Ich halte weder spezielle Diäten, noch gibt es Lebensmittel, die ich nicht essen darf.


Legst Du über Weihnachten eine Pause ein (beim Klettern, bei der Ernährung, oder bei beidem)?

In dieser Saison habe ich die Pause etwas früher als sonst eingelegt. Das heißt, sie ist bereits zu Ende, und das Training läuft auf Hochtouren. Es ist also auch Schluss mit Weihnachtsgebäck. (das Interview wurde kurz vor Weihnachten gemacht, ed.)

Was ist Deine bevorzugte Art und Weise, Dich vom Klettern zu entspannen?

Studieren ist zwar nicht meine Lieblingsbeschäftigung, aber meine häufigste Ruhetagsaktivität während des Schuljahres. Wenn ich im Sommer Freizeit habe, gibt es viele andere nette Dinge, die ich tun kann. Ich verbringe Zeit mit Freunden, probiere verschiedene Sportarten aus, mache Autotouren, lese ein gutes Buch oder schaue einfach einen Film, ich gehe zu Konzerten und anderen Veranstaltungen.

Kannst Du Dir ein Leben ohne Klettern vorstellen? Oder mit einem nicht kletternden Partner zusammenzuleben?

Ein Leben ohne Klettern wäre erstmal weniger interessant und weniger erfüllt, aber ich bin mir sicher, dass ich die Kraft fände, mich darauf einzustellen, neue Hobbys und Leidenschaften zu finden. Was die zweite Frage angeht – das hängt von der Situation ab. Wenn Menschen zueinander passen, sehe ich kein Hindernis.

Foto: Jaka Sajovic, Luka Fonda, Tomaž Seliškar, Eddie Fowke, pdk