Sardinien: Ein unbekanntes Sportgebiet mit atemberaubender Aussicht

Türkisfarbenes Meer, weiße Felsen und der beste Doppio unter der Mittelmeersonne. Das ist Sardinien – eine kleine Insel mit unklarer Vergangenheit, eigener Vertretung im italienischen Parlament und mannigfaltiger Natur. Kletterern bietet sie nahezu unerschöpfliche Möglichkeiten. Seien es die Boulder im Norden, das wilde Hinterland und die Kalksteinschlucht Gole di Gorropu mit der berühmten Mehrseillänge Hotel Supramonte oder das Sportroutenparadies an der Ostküste.

Eine Reihe der Routen auf Sardinien legte der tschechische Meister im Klimmziehen Jan Kareš in Zusammenarbeit mit seinen Kollegen vom Jan Kareš Climbing Team. Jan Hrnčíř gebührt unser Dank für die Präsentation Sardiniens als Gegend mit riesigem Potenzial, das bisher nicht von Touristenmassen überflutet wird.

Alghero - grotta di nettuno.

Von Norden nach Süden, von Osten nach Westen

Die ganze Insel ist mit Klettergebieten übersät. Noch vor wenigen Jahren lag das Felsenpotenzial Sardiniens brach, aber in letzter Zeit kommen schnell neue Routen hinzu. Toll ist, dass sie Ihnen eine große Vielfalt bieten – auf Sardinien klettert man nämlich an Granit und Kalkstein, in kühlen Schluchten, in der Sonne ausgesetzten und vom Meer gepeitschten Buchten und schließlich auch im Inland, das mit wunderschönen Naturszenerien lockt.

Beste Bedingungen fürs Klettern an Granit findet man an der im Südwesten gelegenen Landzunge Capo Pecora und ihrer Umgebung. Die Routen sind hier im Vergleich zu Kalkstein eher traditionell. Daher ist es gut, ein paar Friends und Klemmkeile in den Rucksack zu werfen.

Hervorragende Kalksteinrouten gibt es in der landeinwärts gelegenen Gegend um Isili in der Provinz Cagliari. Sie ist für ihr reiches Angebot an Überhängen in insgesamt 13 Sektoren beliebt. Nicht weit entfernt liegt ein weiteres beliebtes Klettergebiet namens Domusnovas. Es ist das größte Klettergebiet im Süden der Insel. Mit 33 Sektoren voller Routen unterschiedlichster Schwierigkeitsgrade ist es für Anfänger und Performance-Kletterer geeignet. Leichte Routen sind hier bis zu 35 Meter hoch. Wer sich richtig austoben will, kann dies an den Überhängen tun, wo sich auch die bekannte, als 9a + / 9b klassifizierte Route Marina Superstar befindet. Einer der wenigen Menschen, die sie in ihrem Tagebuch haben, ist Adam Ondra.

Ein weiteres Paradies für Kletterer ist ein im Inland gelegenes Gebiet nahe der Bergstadt Ulassai. Im Sommer werden Sie dankbar sein, dass sie auf über 800 m liegt und Klettermöglichkeiten in schattigen Schluchten bietet. Die Schwierigkeitsgrad der Routen beginnt bei einem erträglichen Schwierigkeitsgrad 4c, der von allen Kletteranfängern geschätzt wird, und endet bei Stufe acht der französischen Kletterskala. 

Capo Testa

Der Osten der Insel: Perfekt gesicherte Sportrouten an stabilem Kalkstein

Am interessantesten für Sportkletterer ist eindeutig das Gebiet im Osten und die Küste ab Cala Gonnone in Richtung Süden in der Provinz Nuoro. Hier finden Sie kürzere, gesicherte Sportrouten, aber auch Mehrseillängen mit einzigartigen Aussichten. Wenn Sie nach dem Schlag des sardischen Herzens suchen, ist der Osten mit seiner unberührten und bergigen Landschaft, die bis vor nicht allzu langer Zeit noch der Schrecken der Reisenden war, für Sie genau das Richtige.  Gerade hier gibt es in über 45 Sektoren viele einzigartige Routen, was das Klettererlebnis, die Aussichten oder die Erreichbarkeit angeht. Sie finden hier die wohl berühmteste Route der Insel – die mit 8b klassifizierte und 370 m lange Mehrseillängenroute Hotel Supramonte. Sie befindet sich im engsten Teil der Kalksteinschlucht Gola Su Gorropu. Die gesicherten Sportrouten in der Bucht von Cala Luna haben Schwierigkeiten von 5c bis 8b+, aber es gibt hier auch schöne Erlebnisrouten auf die Türme Pedra Longa oder Cala Goloritza.

Cala Goloritze

Von Karešák gelegte Routen

Eine beträchtliche Anzahl von Routen im östlichen Teil Sardiniens sind das Werk von Jan Kareš, dem Weltmeister im Klimmziehen. Er wählte, säuberte und sicherte hier etwa 350 Routen von 5c bis 8c, vor allem in der Gegend um die kleine Bergstadt Baunei. "Als ich zum ersten Mal nach Sardinien kam, gab es hier alles in allem nur ein paar Routen an den Küstenklippen. Innerhalb von 13 Jahren wurde Sardinien zu meiner zweiten Heimat, und ich fahre mehrmals im Jahr hierher, um neue Routen zu legen. Wir haben hier einige wirklich einzigartige Routen auf dem Konto. Auf jeden Fall erwähnenswert ist Boreas (Gott des Windes) – eine überhängende, auf 7c + klassifizierte Mehrseillängenroute oberhalb der Höhle Punta Giradili mit Blick auf das Meer. Außerdem die auf 7b+ eingestufte Mehrseillängenroute Megalodon in der Dinopark-Gegend oder das Projekt Niké mit einem Schwierigkeitsgrad von mindestens 8b. Ich wage zu behaupten, dass dies eine der schwierigsten und interessantesten Routen auf Sardinien wird", sagt Honza.

Auf Sardinien können auch Anfänger oder Familien klettern. Auch unsere leichteren Routen sind sehr beliebt. Zum Beispiel Slávova věž mit einem Schwierigkeitsgrad von 6a+ in der Gegend von Systema Solare – ich kann sie auf jeden Fall empfehlen. Erwähnenswert aus der neuesten Gegend Red Chilli ist sicher die Moruga-Route mit Schwierigkeitsgrad 7a+ entlang einer Kante und mit Ausblick auf Pedra Longa. Zu empfehlen ist auch eine Reihe von Routen im neu geschaffenen Gebiet Il Capo.

Boreas 7c+, Punta Giradili, Baunei

Die Saison endet nie

Sardinien eignet sich das ganze Jahr über zum Klettern. Im Sommer bietet es Klettern in Schluchten und schattigen Bereichen. Direkt am Strand zu klettern und zwischendurch baden zu gehen, ist mehr als angenehm. Im Winter ist es tagsüber normalerweise angenehm warm, sodass man auch Routen klettern kann, auf denen man im Sommer gekocht würde. Ganz Sardinien bietet mehr als zweitausend gesicherte Sportrouten an Kalkstein und Granit. Die meisten Kalksteinrouten sind als Sportrouten mit Ösen und Bohrhaken gesichert. An Granit ist eher traditionelles Klettern unter Verwendung von Friends möglich.

Valle di Gorropu, Il Capo.

Tipps fürs Reisen

Um das, was Sardinien Kletterern bietet, am besten erleben zu können, reist man am besten im Auto. Von Tschechien aus fahren Sie ins italienische Livorno, nehmen dort die Fähre nach Gulfo Aranci in der Nähe der Stadt Olbia und fahren mit dem Auto in Richtung Süden weiter. Eine Unterkunft suchen sollte man sich praktischerweise in der Nähe von Baunei, Arbatax, Tortoli oder Santa Maria Navarrese. Jan Kareš empfiehlt zum Beispiel die komfortable Ferienwohnung Appartementi Supramonte in Santa Maria Navarrese (Via Supramonte, 08040 S. Maria Navarrese). Reservieren können Sie telefonisch bei Marco  (+393288580536). Sie können Sardinien auch mit dem Flugzeug erreichen, da Sie in die meisten Gegenden nicht so viel Klettermaterial mitnehmen müssen. Die Mindestausrüstung für die meisten Routen sind ein 70 m langes Seil und 15-20 Expressen. In allen Städten können Sie bequem essen und köstlichen italienischen Kaffee genießen. Denken Sie jedoch an die kürzeren Öffnungszeiten und Feiertage.

Pláž Cala Goloritze: na fotce Honza Hrnčíř na boulder v Převisu přímo na pláži.

Eine Insel für jederman

Sardinien ist ein Kletterparadies, das wenig bekannt ist. Großartige Routen auf gutem Material gibt es hier genug. Und sie sind derart vielfältig, dass jeder eine passende für sich findet. Es gibt Überhänge, Reibungskletterrouten und Klettern an Stalaktiten, was typisch für den besten mediterranen Kalkstein ist. Routen verschiedener Schwierigkeitsgrade sind gleichmäßig verteilt, und Sie finden hier sowohl Sportrouten als auch Mehrseillängen. 

Wenn Sie die Haut aller Ihrer Finger durchgescheuert haben, versuchen Sie, Sardinien mit anderen Sinnen wahrzunehmen. Es wird dringend empfohlen, das Ichnusa-Bier, den hiesigen Pecorino-Sardo-Käse oder lokalen Wein der Rebsorte Vermentino zu probieren. Vom italienischen Kaffee ganz zu schweigen. Den entdecken Sie wahrscheinlich schon am ersten Tag beim Frühstück.

Neben Jan Kareš gibt es in Sardinien noch einen begeisterten Erstbesteiger. Und zwar Maurizio Oviglia, den Autor von mehr als tausend auf der ganzen Insel verteilten Routen. Die beiden haben sich kürzlich zusammengetan und arbeiten an einem neuen Kletterführer für die Gegend um Baunei im Osten der Insel.


Punta Giradilli

Jan Kareš und Jan Hrnčíř sind die Grundbausteine des Jan Kareš Climbing Teams. Der unermüdliche Routenleger und großartige Kletterer Karešák macht selbst absolute Nichtkletterer zu Kletterern. Zusammen mit Hrnčíř, dem Hauptorganisator des Teams, haben sie viele einzigartige Kletterrouten auf Sardinien und den im letzten Jahr eröffneten Kletterbereich Tetínské skály (Tetiner Felsen bei Beroun) auf dem Konto.

 

Eine vollständige Liste aller Routen des Jan KaresClimbingTeams finden Sie unter  www.jankaresclimbingteam.com und unter www.27crags.com.